die augen zusammendkneifend, den kopf bei seite gedreht, die arme schützend vor dem körper... schutz suchend. da ist er, der knall, bereits erwartet und dennoch zuckt der gesamte körper unkontrolliert zusammen. alles in mir will fliehen...
dabei sitze ich nur im kino. innen leben, der film trifft mich tiefer als alles, was ich in den letzten jahren gesehen habe. kein großes leinwandkino, kein aktionreißer.
im herbst zwanzigfünfzehn war ich in wien. für mich fast wie aus dem nichts kennt die österreichische presse nur noch ein thema. auf dem heimweg sehen wir sie entlang der autobahn laufen... richtung grenze. die flüchtlingswelle... und wir mittendrin. es beschäftigt mich noch wochen später, mittendrin zu stehen und doch nichts tun zu können.
mit beginn des darauffolgenden jahres ergibt sich die möglichkeit in einer erstaufnahmeeinrichtung aktiv zu werden. der erste einblick, beklemmend. bett an bett, mensch an mensch... privatsphäre ist ein fremdwort, mittendrin ein haufen quirliger kinder.
mit diesen kindern werden wir die kommenden monate basteln und spielen. ein bisschen wie einmal die woche kindgeburtstag feiern, zu dem zu viele kinder eingeladen sind. bestimmt dreissig von ihnen, auf biertischgarnituren verteilt... papier, stifte, scheren kleber. es braucht nicht viel um kinder für einen moment aus ihrem alltag zu holen.
nicht mal eine gemeinsame sprache. es wird viel gestikuliert. ein deutliches nein funktioniert international. streit schlichten kann man auch ohne die sprache des anderen zu sprechen. der vielleicht zweijährige der rückwärts von der bierbank plumpst, lässt sich mit in den arm nehmen, pusten und gut zureden genau so beruhigen wie jedes andere kind.
doch genau diese kinder sind es, die ich im film vor mir sehe. die große tochter, wie sie versucht uns ein paar worte in ihre heimatsprache zu übersetzen. die mittlere erinnert an ein mädchen, dass damals so stolz ihre neue brille präsentierte. der kleine bruder... einer von so vielen, die es mit dem basteln nicht so richtig hatten, dafür um so lieber in den bilderbüchern blätterten und drauf los plapperten.
unvergessen als mehrere von ihnen plötzlich in einer für uns harmlosen sommer-strand-szene auf das gummiboot deuten, sich ihre worte überschlagen, die wir nicht verstanden.
eines tages kam eine mail. die erstaufnahmeeinrichtung schließt am darauf folgenden montag. wie aus dem nichts. die bewohner wurden umverteilt. das bürogebäude steht seitdem vermutlich leer. keine ahnung, was die kinder heute tun.
unsere arbeit in der unterkunft ist vorbei, der krieg in syrien oder wo auch immer auf der welt noch lange nicht. niemand, der den film gesehen hat, kann glauben, dass die menschen freiwillig gegangen sind. niemand...
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